Wie eine zarte Brise, die über eine Wiese streicht, so scheint es, sind die Zeichnungen von Océane Moussé wie der Hauch eines Bildes, dass auf einem Blatt Papier eine feine Spur hinterlassen hat.
Ihr Werkzeug ist rudimentär: Feder und Tusche. Und das Papier, das Medium um aufzuzeichnen. Aber ist es nur das?
Moussés Zeichnungen beziehen das Papier mit in die Komposition ein - oftmals hat man den Eindruck, die freie Fläche birgt die wahre Tiefe ihrer Arbeiten, als seien die beigefügten Striche ihrer Zeichnungen nur der Rahmen für das, was im Leerraum geschehen darf.
Es sind Landschaften, oder Ausschnitte aus Landschaften, die dort ihre Eindruck hinterlassen dürfen. Oftmals wie flüchtige Momente, Szenen wie aus dem Augenwinkel eingefangen, sporadisch, verzerrt und gefaltet. Vertrau und fremd zugleich, wie ein Spaziergang im Traum. Frei und leicht. Genau diese Leichtigkeit fängt Océane Moussé auf und bannt sie in einem
Strich. Und es ist dieser kurze schwarze Strich, der den Grundbaustein ihre Arbeiten darstellt: aus ihm baut sich das Bild auf, mit ihm verdichtet es sich bis hin zur Schwärze, mit ihm verliert es sich wieder in der Leere.
Die akribisch und mit grossem Können gesetzten Striche entführen uns zu Ausblicken in natürliche Szenerien, die wir kennen, und doch noch nie gesehen haben.
Einzigartig in ihrer Handschrift, wie ein Gedicht über das Alltägliche.
Nicht selten werden Moussés Arbeiten mit Poesie verglichen, mit dere Komposition, deren Rhythmus und deren Offenheit der Interpretation.
Océane Moussés Zeichnungen laden uns ein mit ihnen zu Athmen, inne zu halten und genauer zu betrachten, durch das Bild hindurch ins Innen zu schauen.
Die fragile Stärke ihrer Arbeiten rührt etwas in mir an: ich möchte die Leichtigkeit ihrer Bilder umarmen, mit mir nehmen. Ich geniesse die meditative Leere, die sie mir darbieten und anbieten, und die Entschleunigung, die sie in mir auslösen.
Tobias Kegler.